Ein Meerschweinchen zu Weihnachten
„Oh wie niedlich! Ich will auch ein Meerschweinchen!!“ rief Vera ganz aufgeregt, als sie mit ihrer Mutter an einem Tiergeschäft vorbeikam und im Fenster eine ganze Krabbelkiste mit vielen bunten Meerschweinchen sah. „Gestern wolltest Du ein Nilpferd, letzte Woche eine Schildkröte, davor einen Hund, und morgen wird es wohl eine Katze sein,“ sagte die Mutter. „Nein nein, so etwas kleines wuscheliges wie das schwarz-weiße da hinten in der Ecke! Dann will ich auch das Nilpferd nicht mehr haben. So ein Meerschweinchen nimmt ja auch viel weniger Platz weg, und du brauchst dir keine Gedanken zu machen, wenn du in die Badewanne willst, weil da ja sonst das Nilpferd drin wäre.“ Naja, dachte Veras Mutter, diese Argumente sind eigentlich ganz vernünftig. Besser ein Meerschweinchen als ein Nilpferd in der Wohnung. Aber trotzdem... „Woher weiß ich denn, dass du jetzt wirklich ein Meerschweinchen möchtest? Und dass du dich auch selber darum kümmerst? Es muss gefüttert werden, der Käfig muss saubergemacht werden, und damit spielen sollte man auch, sonst langweilt es sich“, fragte die Mutter. „Das mache ich alles! Du wirst schon sehen, ich kümmere mich ganz alleine darum, wenn ich nur so ein kleines Tier bekomme!“ „Ich werde mal drüber nachdenken“, antwortete Veras Mutter, „jetzt gehen wir erst mal weiter“. Aber Vera ließ nicht locker, den ganzen Weg nach Hause bettelte sie weiter.
Als sie am nächsten Tag aus der Schule kam, hatte ihre Mutter gute Nachrichten für sie. „Pass mal auf, du sagst zwar, dass du dich ganz alleine um das Meerschweinchen kümmern würdest, und dass du immer den Käfig sauber machst, und in den ersten paar Tagen würdest du das sicher auch tun. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass die Begeisterung dann oft doch schnell nachlässt. Ich habe aber heute morgen in der Zeitung gelesen, dass es nun eine neue Rasse von Meerschweinchen gibt, sie sind zuerst aus Stoff, und nur wenn man sich ganz viel mit ihnen beschäftigt und sie auch richtig lieb hat, dann kann man sie damit zum Leben erwecken. Wenn man sie aber vernachlässigt, dann werden sie wieder zu Stoff. Wollen wir das einmal probieren? Es ist ja bald Weihnachten.“ „Ja!“ rief Vera aufgeregt, „dann wünsche ich mir das zu Weihnachten!“
Am Heiligen Abend lag dann auch ein süßes kleines Meerschweinchen unter dem Tannenbaum. In den nächsten Tagen kümmerte Vera sich fast pausenlos um das kleine Stofftier, sie nahm es regelmäßig aus dem Käfig, wunderte sich, wo die Mohrrüben blieben, die sie in den Käfig legte, warum die Einstreu darin nass war, wo die kleinen Küddelchen herkamen, es war, als ob das kleine Stofftier wirklich lebte. Sie ließ nicht nach in ihrem Eifer, aber auch nach vier Wochen gab Ronnie, so hatte sie das Tier genannt, noch keine Lebzeichen von sich. „Nicht aufgeben, so ein echtes Meerschweinchen lebt wohl fünf Jahre“, sagten ihre Eltern. Also fütterte, reinigte, spielte Vera weiter, auch wenn ihre Schulfreundinnen schon über sie lachten und meinten: „Das wird nie ein richtiges Meerschweinchen!“
Langsam wurde es Frühling, und Veras Mutter war es allmählich leid, Tag für Tag den Käfig mit der Gießkanne zu gießen, kleine Rosinen-Küddel in der Einstreu zu verstecken, die Mohrrübenstückchen wieder herauszufischen und das Körnerfutter verschwinden zu lassen. Sie ging in den Tierladen, kaufte zwei kleine Meerschweinchen und setzte sie in den Käfig, bevor Vera aus der Schule kam. „Du hast dich so gut um Ronnie gekümmert, dass sie sich sogar verdoppelt hat“, meinte sie, als Vera die Überraschung sah. Die Freude war riesig, und Vera kümmert sich weiterhin liebevoll um die Tiere. Man konnte ja nie wissen, wenn sich Stofftiere in lebende Tiere verwandeln, dann geht das bestimmt auch andersrum! Und Veras Mutter überlegte, ob sie das kleine Stoffmeerschweinchen an die nächste Mutter weiterreichen sollte, deren Kinder sich ein richtiges Tier wünschten. Sie brauchte es jetzt ja nicht mehr.
[FONT="Comic Sans MS"][COLOR="Blue"]Stoepsel[/COLOR][/FONT]
[FONT="Comic Sans MS"][COLOR="Blue"]"Trübsal ist nicht alles was man blasen kann"[/COLOR][/FONT]
:bussi:
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