Empfindlicher Schlag gegen europaweit agierende Verbrecherbande
Amtsgericht Karlsruhe erließ elf Haftbefehle
Nach intensiven Ermittlungen gelang gestern der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und dem Dezernat Sonderfälle / Organisierte Kriminalität des Regierungspräsidiums Karlsruhe - Landespolizeidirektion ein großer Schlag gegen das international organisierte Verbrechen. In einer bundesweiten Aktion wurden 36 Wohnungen bzw. Lagerräume in verschiedenen Bundesländern durchsucht. 14 dieser Objekte befinden sich in Karlsruhe.
Zur selben Zeit erfolgten auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft Karlsruhe auch zahlreiche Durchsuchungen in Italien.
Darüber hinaus wurden - aufgrund bereits zuvor erlassener Haftbefehle des Amtsgerichts Karlsruhe - neun Männer im Alter zwischen 32 und 61 Jahren festgenommen. Die Festgenommenen, bei denen es sich ausschließlich um italienische Staatsangehörige aus der Führungsebene und mittleren Ebene der Bande handelt, haben überwiegend im Raum Karlsruhe ihren Wohnsitz.
„Mit der Zerschlagung der Tätergruppierung konnten wir nicht nur den blühenden Handel mit minderwertigen Stromgeneratoren unterbinden, sondern auch der Schattenwirtschaft der Camorra (sog. „canale del parallelo“) einen empfindlichen Schlag versetzen, “ so der Leiter der Ermittlungsgruppe GENERATOR, Kriminalhauptkommissar Faita von der Landespolizeidirektion Karlsruhe.
Den Beschuldigten wird vorgeworfen, als Mitglieder einer Bande gewerbsmäßig Betrügereien begangen zu haben. Die Bande importierte seit zwei Jahren Tau-sende minderwertige Stromaggregate, Wasserpumpen und Motorsägen aus China und veräußerte die Geräte in Deutschland und benachbarten Ländern mit immens hohen Gewinnspannen.
Die Geräte wurden von der Bande als angeblich hochwertige Musterware von Fachmessen angeboten. So wurden beispielsweise Stromaggregate, die noch nicht einmal einen Wert von 50 Euro hatten, bis zu einem Preis von 4.000,- Euro verkauft.
Die Ermittlungen ergaben, dass die Täter der Camorra in Italien angehören. Die aus dem Raum Neapel stammende Tätergruppierung wurde von Karlsruhe aus maßgeblich gesteuert.
Als Beweismittel wurden rd. 500 Generatoren (entspricht 50 t) mit einem Schwarzmarktwert von ca. 1,5 Millionen Euro im gesamten Bundesgebiet be-schlagnahmt.
Bei den Durchsuchungsmaßnahmen wurden darüber hinaus ca. 600 offensichtlich verfälschte Lederjacken und Anzüge namhafter Hersteller gefunden und sichergestellt.
90.000 Euro, die aus diesen illegalen Geschäften stammen, wurden zum Zwe-cke der Vermögensabschöpfung ebenfalls beschlagnahmt.
Bei den Personen, welche die minderwertigen Waren gekauft haben, handelt es sich in der Mehrzahl um Kunden, die vor Einkaufszentren von den Betrügern angesprochen wurden. Aber auch Landwirte, Inhaber von Baufirmen und Festzeltbetreiber befinden sich unter den Geschädigten.
Nicht nur der materielle Schaden dürfte den Betrogenen Schmerzen bereiten, sondern auch die Tatsache, dass die Generatoren, Wasserpumpen und Motor-sägen nicht den geltenden nationalen und europäischen Sicherheitsvorschriften entsprechen. Die von Gutachtern festgestellten Gerätemängel können sich bei der Benutzung im schlimmsten Fall als lebensgefährlich erweisen.
Nach Schätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) verursachte die von mafiosen Strukturen aus Italien praktizierte Produkt- und Markenpiraterie allein in Deutschland einen volkswirtschaftlichen Schaden von jährlich 30 Milliarden Euro. Hinzu komme, die Vernichtung von geschätzten 70.000 Arbeitsplätzen.
„Das Ermittlungsverfahren zeigt deutlich, dass international operierende Ban-den keine regionalen und nationalen Grenzen kennen und sich nicht um die Zuständigkeitsfragen von Behörden kümmern. Umso wichtiger ist eine länderübergreifende polizeiliche und juristische Zusammenarbeit im Rahmen der Bekämpfung dieses Phänomenbereichs,“ resümierte der Leiter des Dezernats Sonderfälle / Organisierte Kriminalität beim Regierungspräsidium Karlsruhe, Kriminalrat Supper.
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