Die Duale Hochschule schreibt Rekorde
In das Jahr 2009 fielen Umwandlung und Umbenennung, die größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten, Bildungsdebatten und Studentenproteste. Die Duale Hochschule Ravensburg indes hielt ihren Erfolgskurs. Die Verantwortlichen vermeldeten gestern Rekordzahlen und präsentierten einen anspruchsvollen Entwicklungsplan.

Zum 1. Oktober studierten 2697 junge Leute an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Ravensburg, wie die frühere Berufsakademie seit 1. März heißt. Zum Vergleich: 2008 waren es 2585, im Jahr 2007 2305 Studenten. Leicht gesunken ist allerdings die Zahl der Studienanfänger – von 1012 im Vorjahr auf 937 zum Stichtag 1. Oktober 2009. Es sei dies eine Auswirkung der Wirtschaftskrise, die die Duale Hochschule aber ansonsten wenig getroffen habe, sagten am Freitag während einer Pressekonferenz Professor Rudolf Forcher, Vorsitzender des Hochschulrates, und Professor Karl Heinz Hänssler, Rektor der DHBW. Alleine der Niedergang von Arcandor habe 29 Plätze gekostet.

Ausbildung ist zielgerichtet

„Die Situation wird sich positiv weiterentwickeln“, ist Hänssler indes sicher. „Es ist ein kurzes Atemholen und dann geht es wieder aufwärts.“ 77 Prozent aller aktuellen Absolventen haben zum Zeitpunkt ihrer Prüfungen bereits einen Arbeitsplatz sicher (im Fünf-Jahres-Schnitt: 85 Prozent). Forcher und Hänssler werten dies als weiterhin überzeugendes Argument dafür, dass die Duale Hochschule zielgerichtet für die Bedürfnisse der Unternehmen ausbilde – zuerst in der Region, aber auch weit darüber hinaus. 40 Prozent aller Studenten kommen aus der Region, 20 Prozent aus dem restlichen Baden-Württemberg, weitere 40 Prozent aus anderen Bundesländern.

Drei neue Studiengänge

Damit die DHBW in der Konkurrenz, aber auch in der Kooperation mit anderen Hochschulen attraktiv bleibt, haben die Verantwortlichen einen neuen Struktur- und Entwicklungsplan aufgestellt, der die nächsten fünf Jahre im Blick hat. Drei neue Studiengänge sind im Bereich der Betriebswirtschaftslehre geplant: Gesundheit- und Pflegemanagement, Handel und Textil sowie ein zweiter Bank-Studiengang. Dazu gibt es neue Profile in den bereits vorhandenen Studiengängen. So in den Fakultäten Wirtschaft (Vertrieb-/Textilmanagement, Logistik, Werbung und Freizeitwirtschaft) und Technik (Fahrzeugelektronik, Konstruktion und Entwicklung sowie After Sales Management).

Bleiben die geplanten Masterstudiengänge. Master in den Bereichen Business Management und im Maschinenbau will Ravensburg anbieten, zusätzliche in Kooperation mit anderen Hochschulen. Auch beim Master gilt das Prinzip Verzahnung zwischen Theorie und Praxis. Eine einjährige Betriebserfahrung ist Voraussetzung. Wenn die Beschlüsse allesamt so fallen, wird sich die Zahl der Professoren für Ravensburg von 55 auf 79 erhöhen.

Konzentrieren will sich die DH weiterhin auf die Bachelor-Abschlüsse in ihren „Kompetenz-Sparten“. „Die Wirtschaft benötigt die unterschiedlichen Abschlüsse. Der Bachelor ist unsere Kernaufgabe, der Master die Kür“, betonten Forcher und Hänssler unisono und wandten sich dabei gegen die Kritiker dieses Systems (dazu „Eine Frage an…“).

Die Umwandlung von der Berufsakademie zur Dualen Hochschule sei weitgehend positiv verlaufen, urteilten Hänssler und Forcher im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Dr. Andreas Schockenhoff, dem Landtagsabgeordneten Paul Locherer sowie mit Ravensburgs Oberbürgermeister Hermann Vogler. Die Verantwortlichen verhehlten nicht, dass es im Vorfeld Befürchtungen gegeben habe vor einer Zentralisierung und einer Schwächung der lokalen Impulse.

Schockenhoff bezeichnete die Bildung als das „Megathema“ für die Region, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu blieben. Praxisbezug und lokale Orientierung seien dabei die Trümpfe. Locherer nannte die Bildungsinfrastruktur eine „Herzensangelegenheit“. 360 zusätzliche Anfängerplätze vor Ort seien ein sehr gutes Resultat des „Masterplans 2012“. Locherer würdigte das große Engagement der Verantwortlichen in Ravensburg und sieht in der Kooperation mit anderen Hochschulen die große Herausforderung für die nächsten Jahre.

„Eine Zukunftsregion kann nur sein, wer Bildungsregion ist“, sagte Hermann Vogler. Die Duale Hochschule sei ein Glücksfall für die Stadt und ihre Wirtschaft, schließlich würden Studenten aus allen Teilen der Republik angezogen mit dem Argument „Karriere im Süden“. Die Studenten seien dazu als Bürger ein belebendes Element. Die Stadt habe mit Weitsicht dafür gesorgt, dass eine wachsende Hochschule auch den nötigen Raum zur Verfügung habe. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass es auch in Zukunft stadtnah Bedarf für weitere Flächen und Gebäude geben wird.

Quelle: Douale Hochschule

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