Hunderte fremde Arten tummeln sich im Bodensee: An manchen Stellen machen sie 90 Prozent der Biomasse aus. Doch wie wirken sie sich auf einheimische Tiere aus? Forscher und Fischer sind sich nicht einig.

Der Bodensee ist durch den Rheinfall eigentlich gut gegen die Einwanderung fremder Arten geschützt: Es existiert keine direkte Verbindung zum Fluss. Und doch beobachteten Wissenschaftler seit 2002 das Einwandern von vier neuen Arten. „Wir konnten ihre Ausbreitung fast live miterleben“, sagt Herbert Löffler vom Projekt Aquatische Neozoen im Bodensee (Anebo). Wahrscheinlich haben Wanderboote diese Arten in ihrem Kühlwasser oder dem Restwasser am Boden mitgebracht. Auch Wassersportler könnten die blinden Passagiere mit ihrem Sportgerät transportiert haben.

Zu den neuen Bewohnern gehören der Amerikanische Flohkrebs, der Große Höckerflohkrebs, die Schwebegarnele und die Grobgerippte Körbchenmuschel. Die Schwebegarnele besiedelt bereits einen Uferabschnitt von 70 Kilometern. Auch könnte es sein, dass der heimische Flohkrebs durch die neuen Arten in Bedrängnis gerät. Doch wie sich das Gleichgewicht einpendeln wird, ist nicht vorhersehbar. „Die Dreikantmuschel wurde in den 60er-Jahren eingebracht“, sagt Löffler. „Sie hat sich explosionsartig vermehrt. Da konnte man kaum ohne Badeschuhe ans Ufer gehen.“ Doch dann überwinterten immer mehr Wasservögel am Bodensee und weideten die Muscheln ab. „So hat sich über 40 Jahre ein natürliches Gleichgewicht eingestellt.“

Quelle: focus.de